4. Juli 2025, 18 Uhr
Archäologisches Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution Schloss Monrepos, Neuwied-Segendorf
Alexander Cäsar Seele (1849-1922), Mädchen mit Lesebuch, undatiert, Stadtarchiv Baden-Baden
Einen interessanten Blickwinkel auf das spannende Thema Kindheit wirft der Vortrag von Prof. Dr. Matthias Winzen am 4. Juli im Schloss Monrepos. Unter dem Titel Die Erfindung der Kindheit widmet sich Prof. Winzen dem Thema einmal von der kunsthistorischen Seite. Er erklärt dabei, welche Rückschlüsse mit Hilfe der Malerei auf die Position von Kindern in der Romantik und der Frühindustrialisierung getroffen werden können.
Kinder gab es nicht schon immer, jedenfalls nicht nach unserem heutigen Verständnis. Lange galten 9- oder 11-Jährige als zu kleine Erwachsene, nicht als Individuen in einer eigenen, besonderen Lebensphase. In der Malerei der Romantik und des Biedermeier begegnen wir neuen Menschen. Aus den Gemälden schauen die Kinder neugierig oder versonnen hinaus in eine sich rapide verändernde Welt, deren eine große Neuheit sie selbst sind: Kinder, die sich entwickeln, lernen, die in emotionaler Beziehung zu ihren Eltern gezeigt werden, von denen sie Schutz und familiäre Geborgenheit erwarten können. Zusätzlich revolutioniert wird die damalige Gesellschaft durch die Schulpflicht. Neben der Erschließung technischer Energiequellen brachte das 19. Jahrhundert die Entdeckung einer mächtigen gesellschaftlichen Ressource: Kindheit als Zukunft, als dauernde Erneuerung der modernen Gesellschaft aus sich selbst heraus.