Vom Regen in die Traufe
WS 2024/25
Studierende
Projektbetreuung
Studiengänge
Richtung
Malerei
Gender/Diversity
Projekt Art
Vom Regen in die Traufe:
Dies ist ein volkstümliches Sprichwort, das sowohl in der deutschen als auch in der arabischen Sprache existiert – eine Gemeinsamkeit, die mir den Aufbau der Brücke
erleichtert, die ich zwischen diesen beiden Kulturen zu schlagen versuche. In beiden Kulturen wird dieses Sprichwort für denselben Zweck verwendet: Es beschreibt
ein Ereignis, das bereits schlecht war und noch schlimmer wurde. Dieses Thema hat mir geholfen, über mich selbst und meine Arbeit zu reflektieren –
genauso, wie ich mit allen Situationen meines Lebens umgehe. Für mich symbolisiert das Sprichwort eine schwere Last, die mit der Zeit noch schwerer wird. Es schenkte mir
Geduld und das Vertrauen, dass die Last mit der wachsenden Fähigkeit eines Menschen, sie zu tragen, auch zunimmt. Von diesem Gedanken aus entstand der Keim, der mein
Schaffen ein wenig wachsen ließ.
Meine Gemälde bilden alltägliche Ereignisse ab – jedes einzelne steht für sich, und das verbindende Element ist ich. Ich bin das zentrale Glied in meinen Werken und das
Bindeglied, das meine Geschichte zwischen den beiden Kulturen zusammenhält. Mein Abschlussprojekt war eine selbst reflektierende und prägnante Auseinandersetzung,
weshalb ich nicht genau weiß, was ich hier noch kürzen sollte. Ich habe mich nicht bewusst dafür entschieden, ausschließlich über Politik zu sprechen, doch meine Gemälde
tragen eine politisch aufgeladene Aussage in sich. Ebenso habe ich nicht explizit das Thema Feminismus gewählt – und dennoch behandeln meine Werke feministische
Fragestellungen sowie gesellschaftliche Themen. Ich habe meine persönliche Reise und Entwicklung in diesen wenigen Gemälden zusammengefasst und sie als mein Abschlussprojekt präsentiert.
Für mich ist ein Gemälde ein Fragment, ein Stück „Haut“, das ein Ereignis dokumentiert – es ist keine Geschichte, die ich unbedingt erzählen möchte, noch ein Werk, das ich primär
zur Schau stellen will. Ich weiß nicht, inwieweit diese Denkweise mir als Künstlerin, die von ihrer Arbeit leben möchte, wirklich dienlich ist, aber das bloße Vorhandensein dieses
Fragments ist mir wichtiger als dessen Erfolg. „Von unter dem Tropfenden bis unter den Abfluss “ beschreibt einen Zustand, der seit Anbeginn der menschlichen Denk- und Entwicklungsfähigkeit existiert. Obwohl die übliche Deutung negativ klingt, behaupte ich, dass es sich um ein unvermeidliches Ereignis handelt – so wie die Kunst, so wie leben.
Text: Alisar Maya
Redaktion: Anna Nau