- Vernissage: 29. August 2025, 17 Uhr
- Finissage: 14. Oktober 2025, 17 Uhr
- Ratwalk und Performances: 13. September 2025, 17 Uhr
- Ort: Handwerkergasse im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Rathausstraße 52, 66333 Völklingen
- Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, jeweils 15-19 Uhr
- Website und Programm: angrytextile.neocities.org
Das Ausstellungs-, Recherche- und Performance-Format „Angry Textile“ arbeitet im Zwischenraum, im Intra-Aktionsraum und verabschiedet sich von harmlosen Textilbezügen oder dem Schonbezug. Positionen der Kunst und Gestaltung, die im Erfahrungsraum der Wut unterwegs sind, werden vom 29. August bis zum 14. Oktober 2025 im Weltkulturerbe Völklinger Hütte und in der Handwerksgasse Völklingen zu sehen sein. Ein Begegnungsort, an dem Stoffe nicht nur Material sind, sondern Träger*innen von bekannten und ungesagten Geschichten, von Wut, Schmerz und Widerstand. Mit Performances, Lesungen und Workshops begleiten wir die Ausstellung Angry textile als eine radikale Annäherung an das Unausgesprochene, das im Gewebe schwingt – eine Einladung, die leisen und lauten Stimmen der Wut im Material zu hören, zu sehen und zu fühlen.
Ein Textil kann wütend sein, weil es den Bezug zum Körper verloren hat. Ein Körper kann wütend sein, weil er das Textil, seinen Kon-Text, verloren hat. Wut kann aufkommen, wenn die textilen Beziehungen reißen, knebeln, fesseln oder unverbindlich sind. Steckt der Ärger im Gewebe selbst, weil es unter ausbeuterischen, toxischen Umständen entsteht, auf das Häusliche reduziert wird oder auf Verletzung und Gewalt nur reagieren kann, aber sonst zu wenig sagen darf?
Fehlt das Textil, ist der Körper umso verletzlicher. Fehlt der Körper, ist das Textil eine Hülle der Abwesenheit. Kuscheldecken und Verbände benutzen die Textur bzw. Zusammenfügung ihres Textil, um Verletzungen zu heilen. Vielleicht sind wir schon mal wütend, um erst gar nicht verletzt zu werden und das Textile reagiert nicht nur auf unsere Aufgebrachtheit und Gewalt. Angry textile wird befreiend wirken.
Angry textile arbeitet im Zwischenraum, auf der Haut, unter der Haut. Die leibliche Resonanz unserer Gefühlswelt trifft auf Textiles, weil es so nahe ist. Textil vermittelt den Ausdruck von Gefühlen, indem es sich beteiligt: es zittert mit, es hält zurück, es bindet, verbindet, entbindet oder befreit sich und wandelt den Körper. Es ist Teil des Erlebens und zeigt Spuren. Es reißt oder es hält, es spannt oder entspannt, es wärmt, es reibt, es bleibt dabei oder verliert sich, es gibt frei oder behält.
Die Wut hat Bewegungspotential, sodass wir im Erleben von dieser Emotion (lat. movere, herausbewegen) das Textil in Bewegung bringen und seine Dynamik des Gefüges anregen.
„In emotions, we are moved to move.“ Maxine Sheets-Johnstone
Wir bewegen uns, mit oder ohne Textilien. Wenn sie dabei sind, laden sie sich auf, es kommt zu Interaktionen oder sie warten und lassen uns sein. Die Radikalität der Umstände fordert von uns, gegenüber unseren sozialen Geweben erreg- und berührbar zu bleiben.Wir brauchen Verbindlichkeit und Kö(r)perbindungen, um nicht den Faden zueinander zu verlieren. In seiner Weichheit, Berührtheit und Nähe der Wut treffen wir zusammen. Lasst uns gemeinsam herumspinnen, tanzend flechten und landschaftliche Vernähungen ausprobieren. Auch wenn uns der Geduldsfaden manchmal reißt. Auch wenn wir durch ein kleines Nadelöhr gehen müssen. Auf der anderen Seite steht ein breites Netz, das uns alle zusammenhält und Löcher zum Teilen, Durchatmen, Dehnen und flexiblen, kontinuierlichen Verhandeln von Platz und Raum aufmacht. Jeder Knoten hält den nächsten.
Mitwirkende Künstler*innen
Afghanische Teppichknüpfer*innen, Aliz Farkas, Amrei Treis, Anna Hecht, Anna von Trott, Annemarie Burckhardt, Annika Kundi, Bente Heyer, Bella Freud, Camilo Berstecher Barrero, Celine Gieseler, Christian Boltanski, Das Fliegende S, Donata Koschel, Elea Madl, Emily Zaki, entangled living beings (u.a. Pilze), Frederic Ehlers, Fred Sandback, Friedhelm Rettig, Georg Winter, Giuliano Di Bendetto, Ham Babaei, Hyun Ju Do, Häkelgruppe der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken, Indra Kupferschmid, Irene Taratera, Judit Kele, Julia Glas, Katalin Winter, Katrin Beyer, Kerstin Rullik, Kinder aus dem Kinderhaus, Klára Cserne, Konrad Stahlhofer, Kovács Bezüge, Latifa Hamido, Larissa Peters, Leonie Adam, Lisa Biedlingmaier, Louise Bourgeois & Sandro, Lucas Breuer, Marc Julian Oeltze, Marie Götze, Martina Wegener, Márta Honty, Pasquale Polidori, Paula Schmitt, Paulina Sycha, Robin Reutler, Romane Holderried Kaesdorf, Rote Aktion, Sebastian Schütz, Šejla Daudbašić, Tara Allinger, Thekla Lüken gen. Klaßen, Thelio Rabin-Laguens, Theresa Dorothea Schwind, Tilla Giro, Ulrika Jäger, Valentin Ernestus, Yann Crosbie